Aktie im Fokus: Dollarama
Aktie im Fokus
Dollaramavon Marc André Buczek
Als Vermögensverwalter ist es unsere Aufgabe, Unternehmen mit soliden Geschäftsmodellen und einem überzeugenden langfristigen Wachstum zu infizieren. Dabei ist uns zudem eine breite Branchendiversifikation wichtig. Es gilt also, auch Unternehmen außerhalb der in den Medien prominenten Tech-Giganten zu finden. Ein ideales Beispiel hierfür ist die kanadische Einzelhandelskette Dollarama, welche sich bereits seit vielen Jahren als stabiler und vor allem zyklusunabhängiger Performer erwiesen hat.
Obwohl Dollarama den wenigsten Europäern ein Begriff sein dürfte, geht die Geschichte des Unternehmens bis in das Jahr 1910 zurück, als Salim Rossy sein erstes Einzelhandelsgeschäft „S.Rossy“ in Montreal eröffnete. Das Familienunternehmen wuchs beständig und orientierte dabei sein Geschäftsmodell am US-Konkurrenten Woolworth, welcher den Einzelhandel revolutioniert hatte. Dieser verkaufte viele Artikel zu einem festen Preis und präsentierte sie offen auf Ladentischen, statt – wie damals üblich – die Ware in Regalen zu lagern und nur auf Wunsch den Kunden vorzulegen.
Erst 1992 eröffnete in Rossys Unternehmensgeschichte der erste Laden mit einem neuen Konzept unter den heute bekannten Namen Dollarama: Es wurden nur noch Artikel für einen kanadischen Dollar oder weniger angeboten. Ein Konzept, das so erfolgreich war, dass kurzfristig auch alle anderen Rossy-Geschäfte in dieses Modell überführt wurden.
2009 ging Dollarama an die Börse und hat sich mit etwa 1500 Filialen als kanadischer Marktführer im Discount-Einzelhandel etabliert. Mit einem breiten Sortiment an preisgünstigen Produkten, von Haushaltswaren bis hin zu Lebensmitteln, bedient das Unternehmen eine breite Kundenschicht aller Einkommensgruppen. Diese Strategie hat sich besonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bewährt, da Verbraucher vermehrt auf preisgünstige Alternativen zurückgreifen. Damit ist das Geschäftsmodell mit der in Deutschland bekannten niederländischen Discount-Kette Action (nicht börsennotiert) vergleichbar. Auch wenn Dollarama hierzulande eher unbekannt ist, weist das Unternehmen mittlerweile doch eine Marktkapitalisierung von etwa 38 Mrd. kanadischen Dollar auf (ca. 25 Mrd. €) – dies entspricht in etwa der Größe von DAX Konzernen wie Bayer, RWE oder Rheinmetall.
Finanziell steht Dollarama ebenfalls stark da. In den letzten Quartalen wuchs der Umsatz des Unternehmens durchschnittlich um 14 % und konnte dabei den Gewinn um durchschnittlich 25 % steigern (jeweils YoY). Dabei liegt die Bruttomarge stabil um 40 % und auch die Rendite auf das investierte Firmenkapital ist überdurchschnittlich. Gleichzeitig wird das Unternehmen trotz der guten Kennzahlen und dem stetigen Wachstum noch recht moderat bewertet. So liegt das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis mit etwa 36 deutlich unter den großen Konkurrenten Walmart oder Costco. Und dies trotz schnelleren Umsatz- und Gewinnwachstums und einer geringen Zyklusabhängigkeit. Es kann folglich als angemessen bewertet werden.
Und das Wachstum soll nach der Firmenvision 2030 auch noch deutlich weiter ausgebaut werden. Dies liegt nicht nur am zunehmenden Umsatz der bestehenden Filialen (zuletzt +5,6 %), sondern insbesondere in weiteren Expansionen begründet. So wurden alleine im letzten Quartal über 20 neue Filialen in Kanada eröffnet. Bis 2030 liegt die Zielgröße bei 2000 Filialen. Darüber hinaus investiert das Unternehmen seit 2013 zunehmend auch in andere preissensible (süd-)amerikanische Märkte wie El Salvador, Guatemala, Kolumbien und Peru. Hier betreibt das Unternehmen über eine Mehrheitsbeteiligung (Aktuell 60,1 % mit weiteren Optionen) weitere 500 Märkte mit dem gleichen Konzept unter dem Namen Dollarcity. Ziel ist es, dieses Netz bis 2029 auf 850 Läden auszubauen. Ein in Summe ambitionierter Wachstumsplan, welcher uns zuversichtlich stimmt, dass auch in den nächsten Jahren noch ein ähnliches (überdurchschnittliches) Wachstum möglich ist.
Fazit
Dollarama verbindet damit wesentliche Elemente, die für uns bei der Selektion eines Wachstumswertes wichtig sind. Das Unternehmen ist mit einem verständlichen und transparenten Geschäftsmodell profitabel, überzeugt mit langfristigen Gewinn- und Umsatzwachstum, gesunden Fundamentaldaten und zu guter Letzt – einem Chartbild, das unser positives Unternehmensbild langfristig bestätigt: von links unten nach rechts oben. Im Juli diesen Jahres haben wir Dollarama in das Portfolio des Pro Strategy Funds aufgenommen und hiermit unsere Wachstumsstrategie weiter diversifizert. Seitdem dürfen wir uns über eine resiliente Performance von bereits +8 % freuen.
Disclaimer
Die in diesem Beitrag enthaltenden Angaben dienen ausschließlich Informationszwecken und stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Die dargestellte Wertentwicklung und Kennzahlen lassen keine Rückschlüsse auf eine ähnliche Entwicklung in der Zukunft zu. Künftige Erträge können höher oder niedriger ausfallen als bisher. Weitere Informationen hierzu finden Sie hier.
Im Fokus: Die Abnehmgiganten
Im Fokus
Die Abnehmgiganten Eli Lilly und Novo Nordiskvon Marc André Buczek
Der KI-Hype hat in diesem Jahr das Börsengeschehen wie kaum ein anderes Thema beherrscht. Doch auch im Schatten dessen gab es im wahrsten Sinne des Wortes „fette Renditen“, nämlich mit den sogenannten „Abnehmspritzen“.
Bekannt geworden sind diese ursprünglich für die Behandlung von Diabetes gedachten Spritzen auch dadurch, dass unter anderem Prominente wie Elon Musk, Robbie Williams oder Kim Kardashian damit beachtliche Abnehmerfolge gefeiert haben sollen.
Konkret handelt es sich bei dem Medikament um ein sich langsam zersetzendes GLP-1-Analogon, also ein verändertes Darmhormon, das dafür sorgt, dass die Bauchspeicheldrüse die Insulin-Produktion anregt. Hierdurch nehmen die Körperzellen mehr Zucker aus dem Blut auf und senken den Blutzuckerspiegel. Zusätzlich hat dieses Hormon auch einen Einfluss auf weitere Organe, wie das Gehirn und den Magen. Dadurch verspüren Patienten ein vermindertes Hungergefühl sowie ein stärkeres und länger anhaltendes Sättigungsgefühl, wodurch die Gewichtsreduktion begünstigt wird. Da das Hormon im Wesentlichen bei hohen Glukosespiegeln wirkt, besteht zudem kaum eine Unterzuckerungsgefahr. Durch die spezielle Struktur hält die Wirkung dieses Hormons etwa eine Woche an.
Zugelassen wurde das heute bekannteste Präparat von der US-Aufsichtsbehörde FDA im Jahr 2017 als Diabetesmedikament. Hiermit machte sich unser Portfolio-Titel – das auf Diabetes spezialisierte Pharmaunternehmen Novo Nordisk – einen Namen. Seitdem konnte das dänische Unternehmen den Umsatz von Diabetes- und Gewichtsreduktionsmedikamenten von etwa 93 Mrd. Dänischen Kronen (DKK) auf über 215 Mrd. DKK (ca. 28 Mrd. €) mehr als verdoppeln. Dabei blieb die Bruttomarge des Unternehmens konstant über 80 %, bei steigenden Eigenkapitalrenditen (zuletzt 100%) und einer guten Bilanzqualität. Ein Wachstum, welches auch auf stetige Zulassungserweiterungen beruht (2018 Europa, Kanada & Japan / Mai 2024 China) sowie dem zunehmenden Einsatz bei weiteren Krankheiten wie Übergewicht.
Bei diesem Wachstum wird es vermutlich nicht bleiben, denn Analysten schätzen den Markt für Medikamente zur Gewichtsreduktion bis Anfang der 2030er Jahre auf über 150 Mrd. USD. Dies ist aufgrund mehrerer Aspekte plausibel. Erstens ist mit China erst in diesem Jahr ein riesiger Markt erschlossen worden – ein Land, in dem die höchste Typ-2-Diabetesrate weltweit vorherrscht. Zweitens stehen weitere große Märkte wie Indien, mit einer hohen Fettleibigkeitsrate und der zweithöchsten Typ-2-Diabetesrate, noch vor der Zulassung. Drittens sehen wir global infolge des Anstiegs von Wohlstand, Bequemlichkeit und digitaler Freizeitgestaltung eine rasante Zunahme von Fettleibigkeit (seit 1990 hat sich der Anteil Übergewichtiger verdoppelt). Weltweit gilt inzwischen jeder Achte als übergewichtig (~1 Mrd. Menschen).
Kein Wunder also, dass aktuell mehr als 100 verschiedene Präparate von diversen Herstellern erforscht werden. Doch neben Novo Nordisk hat es bisher nur ein weiterer namhafter Hersteller geschafft, ein solches Medikament zuzulassen und erfolgreich zu vermarkten. Hierbei handelt es sich um das US-Unternehmen Eli Lilly, seit Kurzem eine neue Portfolio-Position in unserem Pro Strategy Fund. Eli Lillys Wirkstoff Tirzepatid wurde erst 2022 von der FDA und 2023 von der EMA zugelassen, kann aber in diesem Jahr noch mit weiteren Zulassungen in China (bereits erteilt) und Indien (Zulassungsempfehlung des Expertengremiums) punkten. Die Umsätze im Bereich der GLP-1-Medikamente dürften sich hier erst in den nächsten Jahren deutlicher entwickeln. Insgesamt ist das Unternehmen in der Produktpalette wesentlich breiter aufgestellt als Novo Nordisk und prüft auch die Zulassung der GLP-1-Präparate für weitere Krankheitsbilder wie kardiovaskuläre Erkrankungen, Schlafapnoe oder nicht-alkoholische Leberentzündungen.
Uns überzeugte Eli Lilly mit einem zuletzt stabilen Umsatz- und Gewinnwachstum (+26 % & +59 %) bei einer ebenfalls hohen Bruttomarge von etwa 80 % und weiteren Wachstumspotenzialen. Darüber hinaus steht die Zulassung eines weiteren Blockbusters in der Alzheimer-Behandlung kurz bevor. Zwar weist Eli Lilly aktuell eine deutlich höhere Bewertung als Novo Nordisk auf (KGV 120 vs. 45), dennoch dürfte dies angesichts der hohen Wachstumsraten nicht zu teuer bewertet sein.
Fazit
Der Kampf um die Marktführerschaft im Bereich der Diabetes- und Abnehm-Medikamente wird sicher noch nicht entschieden sein, jedoch überzeugen die beiden genannten Unternehmen mit einem beachtlichen Vorsprung vor ihren Mitbewerbern, welche sich häufig noch in Phase 1 oder frühen Phase 2 ihrer Studien befinden. So erwarten einige Analysten, dass Eli Lilly und Novo Nordisk langfristig einen Marktanteil von etwa 75 % erreichen könnten. Zwar dürften mit zunehmendem Wettbewerb die Margen langsam sinken, jedoch medizintypisch auf einem relativ hohen Niveau verbleiben – zumindest bis Mitte der 2030er Jahre die Patente auslaufen.
Die beiden Pharmahersteller überzeugen uns mit ihren marktführenden Produkten sowie starken Zahlenwerk und sind somit zurecht ein Bestandteil unserer Wachstumsstrategie. Wir freuen uns, auf hoffentlich viele weitere „fette Jahre“.
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Aktie im Fokus: "Apple"
Aktie im Fokus
Applevon Marc André Buczek
Das „iPhone-Unternehmen“ aus dem kalifornischen Cupertino dürfte wohl so ziemlich jedem bekannt sein. Es ist auch bereits seit 2010 ein fester Bestandteil unserer Aktienstrategien. Dabei schwächelten die Geräte-Verkaufszahlen zuletzt. Doch trotz wachsender Konkurrenz und sich wandelnder Marktbedingungen bleibt Apple ein zentraler Akteur im Technologiebereich und für uns ein wichtiger langfristiger Portfoliobaustein.
Die im Gegensatz zu den Mitbewerbern zuletzt eher stagnierenden Umsätze des Unternehmens sind auch ein Zeichen der Reife des Unternehmens. Denn zeitgleich steigt der frei verfügbare Cashflow und bietet Apple damit die Möglichkeit, verstärkt eigene Aktien zurückzukaufen (letztes Quartal ~120 Mio. Aktien) sowie eine Dividende zu etablieren.
Gleichzeitig bieten sich in der Umsatzentwicklung weitere Potenziale. Neben noch weniger erschlossenen Regionen wie China und Indien (20 % bzw. 4 % Marktanteil gegenüber den USA mit 53 % und Europa mit 31 %) bietet vor allem der Bereich Services rund um iCloud-Speicher, Apple Music, Apple TV+ usw. deutliches Potenzial. Dieser machte zuletzt 25 % des Unternehmensumsatzes aus und wuchs um über 15 % p.a. Dies ist insbesondere spannend, da der Servicebereich eine Marge von fast 75 % aufweist, wohingegen das klassische Hardwaregeschäft eine Produktmarge von „nur“ durchschnittlich 36 % vorzuweisen hat. In Summe resultiert dies in einer überdurchschnittlichen Bruttomarge von ~45 % und einer beeindruckenden Eigenkapitalrendite von ~147 %. Dies, kombiniert mit stetigen Umsätzen, rechtfertigt unserer Meinung nach auch ein leicht überdurchschnittliches Kurs-Gewinn-Verhältnis von aktuell 33.
Ein weiterer kurzfristiger Wachstumskatalysator könnten die KI-Bemühungen – Apple Intelligence – von Apple sein. Diese wurden kürzlich auf der Entwicklerkonferenz WWDC vorgestellt und umfassen eine dreistufige Systematik. Einfachere Anfragen werden dabei komplett auf dem iPhone selbst bearbeitet (On-Device). Etwas komplexere Anfragen werden unter höchsten Datenschutzstandards auf extra von Apple eingerichteten Servern bearbeitet. Und im dritten Schritt greift das Unternehmen nach Zustimmung des Nutzers auf ChatGPT von OpenAI zurück. Wenngleich Letzteres wie ein kleines Eingeständnis wirken mag, dass die Large Language Modelle von Apple noch nicht den Marktführern das Wasser reichen können, überzeugt der Ansatz. Denn anders als der bisherige Co-Pilot von Microsoft ist dieser nicht auf die eigenen Anwendungen beschränkt, sondern kann auch auf Daten von Drittanbietern zugreifen und verkörpert damit deutlich mehr den Ansatz eines persönlichen Assistenten.
Durch die rechenaufwendige On-Device-Berechnung der KI beschränkt Apple die Nutzung von Apple Intelligence jedoch vorerst auf die aktuellen iPhone 15 Pro-Modelle sowie neuere iPads und MacBooks mit M-Prozessoren. Dies könnte dafür sorgen, dass bisherige Benutzer eher dazu bereit sind, ein neues iPhone zu erwerben und damit auch in bestehenden Märkten für ein zwischenzeitliches Umsatzplus sorgen. Zudem bleibt fraglich, ob Apple langfristig nicht auch einzelne Premiumfunktionen von Apple Intelligence in Abo-Modelle verpackt oder an den Umsätzen von OpenAI im Rahmen der Kooperation teilhaben wird.
Fazit:
Alles in allem bleibt für uns das „iPhone-Unternehmen“ ein spannendes Investment, das aufgrund seines gut ausgebauten Ökosystems sowie der Marke einen starken Burggraben aufgebaut hat und damit langfristig seine Margen schützt. Auch die Wechselbereitschaft dürfte, insbesondere bei Kunden mit mehreren Apple-Geräten, gering bleiben. Seit der ersten Investition in unseren R+P Universal-Fonds (durchschnittlicher Einstandskurs ~13,50 USD) konnten wir das Investment fast verachtzehnfachen. Aufgrund der geschilderten Rahmenbedingungen bleiben wir auch für die zukünftige Entwicklung optimistisch, wenngleich wir in den letzten Jahren Teilverkäufe vorgenommen haben bzw. auch aufgrund regulatorischer Maximalgrenzen vornehmen mussten und somit Gewinne aus dieser Investition realisiert haben.
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Aktie im Fokus: "Alphabet"
Aktie im Fokus
Alphabet Inc (Google)von Marc André Buczek
Alphabet Inc., der Mutterkonzern von Google, ist eines der wertvollsten Unternehmen der Welt und prägt unseren Alltag wie kaum ein anderes. Mit einem breiten Spektrum an Produkten und Dienstleistungen, von der Suchmaschine Google, Navigation über Maps, die Videoplattform YouTube, der Google Cloud bis hin zur künstlichen Intelligenz, ist Alphabet in zahlreichen Wachstumsfeldern aktiv.
Google ist die dominierende Suchmaschine im Internet mit einem Marktanteil von über 90%. Der Erfolg basiert auf dem leistungsstarken Suchalgorithmus und der großen Menge an Daten, die Google über seine Nutzer gesammelt hat. Dabei verdient Alphabet den größten Teil seines Geldes mit Online-Werbung. Google Ads ist die führende Plattform für Online-Werbung, mit der Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen potenziellen Kunden präsentieren können. Alleine in diesen Geschäftsbereichen erzielte Alphabet im vergangenen Quartal ~75 % des Umsatzes sowie einen Großteil seines Quartalsgewinns.
Mit der Google Cloud bietet Alphabet zudem Unternehmen eine breite Palette an Cloud-Diensten, darunter Rechenleistung, Speicherplatz und Software, an. Im Cloud-Business ist Alphabet mit der Google Cloud zwar nur die drittgrößte Plattform nach Amazon Web Services (AWS) und Microsoft Azure, doch gewinnt diese stetig an Marktanteilen und sorgt für ein ordentliches Gewinn- und Umsatzwachstum. So lässt sich den jüngst veröffentlichten Quartalszahlen entnehmen, dass das Cloud-Geschäft Year-over-Year (YoY) fast 30 % wuchs, wobei der Gewinn des Geschäftsbereiches zeitgleich um fast 370 % stieg. Dieser Bereich ist von besonderen Interesse, da alleine für den europäischen Markt eine Umsatzentwicklung aller Anbieter von ~130 Mrd. Euro in 2023 auf ~220 Mrd. Euro in 2028 erwartet wird.
Dazu umfassen die Alphabet Geschäftsfelder noch diverse weitere spannende Themenfelder, wie das KI-StartUp DeepMind, autonomes Fahren mit Waymo und Risikokapitalinvestitionen über Google Ventures.
Auch die letzten Quartalszahlen überzeugten die zuletzt im Technologie-Sektor immer kritischer werdene Anlegergemeinde. So stieg der Umsatz um 15 % (YoY), bei einem zeitgleichen Gewinnwachstum von über 60 % (YoY), was zudem für einen starken operativen Hebel spricht. Zeitgleich kündigte der Konzern sowohl erstmals eine Dividende, als auch ein Aktienrückkaufprogramm im Umfang von über 70 Mrd. USD an. Dies wurde mit einem Kursanstieg von zuletzt über 10 % honoriert.
Wir sind mit unseren Fonds in Alphabet langfristig investiert und haben durchschnittliche Buchgewinne im Pro Strategy Fund von ~145 % sowie im Universal-Fonds von ~ 1120 % seit Erstinvestition erzielt (siehe Grafik).
Alphabet überzeugt mit seiner Ökosystem-Strategie und baut sich damit einen zunehmenden Burggraben auf, da es ein miteinander verbundenes Netz von Produkten und Dienstleistungen schafft, das für Nutzer und Wettbewerber gleichermaßen attraktiv ist. Die erfolgreiche Story spiegelt sich auch in der langfristigen Kursentwicklung wider. Die Fundamentaldaten, die Wachstumsprognosen sowie das langfristige Chartbild zeichnen ein gutes Gesamtbild des Unternehmens.
Fazit: Wir sind überzeugt vom langfristigen Wachstumspfad von Alphabet. Diese Überzeugung spiegelt sich nicht zuletzt auch in der Gewichtung der Aktie in unseren Portfolien wider (größte Position im Pro Strategy Fund – zweitgrößte im R+P Universal-Fonds). Wir bleiben folglich investiert, werden aber bei weiteren Kurssteigerungen aufgrund gesetzlicher Anforderungen an die Diversifikation teilweise Zwangsverkäufe vornehmen müssen.
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Die in diesem Beitrag enthaltenden Angaben dienen ausschließlich Informationszwecken und stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Die dargestellte Wertentwicklung und Kennzahlen lassen keine Rückschlüsse auf eine ähnliche Entwicklung in der Zukunft zu. Künftige Erträge können höher oder niedriger ausfallen als bisher. Weitere Informationen hierzu finden Sie hier.
Jomo in der Kapitalanalage
Kann es gut sein, etwas zu verpassen?
Mal bewusst auszusetzen, nicht dabei zu sein? Jomo in der Kapitalanalgevon Dörthe Mehlhorn
JOMO (Joy Of Missing Out) beschreibt genau das: die Freude, etwas zu verpassen. Sie ist die Gegenbewegung zur Social-Media-Begleiterscheinung FOMO (Fear Of Missing Out), der Angst, etwas zu verpassen. Beide Phänomene basieren auf der ständigen Verfügbarkeit der Online-Welt und den permanenten Vergleichsmöglichkeiten aufgrund von bearbeiteten Fotos und Hochglanz-Storys auf Social Media.
„Fomo“ ist in den sozialen Netzwerken längst ein geläufiger Begriff und beschreibt die Angst, einen Post, ein Like, oder ein Event auszulassen. Der Druck, ständig online überall dabei zu sein und das eigene Leben mit den glamourösen „Realitäten“ anderer zu vergleichen, stresst viele Menschen und macht unglücklich.
„Jomo“ ist die Gegenbewegung dazu, die zu mehr Ruhe und Zeit mit sich selbst aufruft. Wer das Smartphone auch mal weglegt, kann viel Freude daran finden, den digitalen Raum hinter sich zu lassen und zur Ruhe zu kommen – und dem echten Leben und eigenen Prioritäten wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Und was hat das mit Kapitalanlage zu tun?
Anleger und auch Vermögensverwalter wünschen ihn sich manchmal: den „lucky pick“, DIE Aktie, die hunderte oder gar tausend Prozent nach oben schnellt, the next big thing. Den Titel, den Trend, bei dem unbedingt dabei sein muss.
Doch auch hier zeigt die Erfahrung: den einen oder anderen Hype auszulassen, kann mehr Freude für’s Depot bringen!
Delivery Hero, Peloton, Spotify, Beyond Meat, Plug Power … die Liste der abgestraften „Trendsetter“ lässt sich beliebig fortführen. Auch wenn hier sicher gute und wünschenswerte Trends (Gesundheit, Tierwohl, Umwelt) dabei sind, die reine Kursphantasie sollte nie der alleinige Grund für die Aktienauswahl sein. Gesunde Unternehmenskennzahlen, nachvollziehbare Geschäftsmodelle und eine solide Positionierung im Markt – Stichwort Burggraben – gehören ebenso dazu.
Vielleicht verpasst man dann eben auch mal einen neuen Börsenstar, aber die langfristige Aufstellung des Portfolios stimmt: stabil, werthaltig, nachhaltig performancestark.
In unseren Ringelstein & Partner Vermögensbetreuung Investmentstrategien gehört dies zur Grundüberzeugung. Und wie sieht das bei Euch aus? Genießt Ihr auch gelegentlich the Joy of Missing out?
Reale Renditen auf Tagesgeld
Deshalb bevorzugen wir Anleihen!
Trotz positiver Realrenditen im Tagesgeld
von Marc André Buczek
Tagesgeldangebote mit einem Zins um vier Prozent sind heute keine Seltenheit mehr. Dabei kritisieren viele die dennoch vorhandene negative Realrendite, also die Rendite nach Abzug der Inflation (4 % Tagesgeldzins – Inflation YoY 4,5%).
Zweifelhaft ist bei dieser Betrachtung die Retrospektive. So wird die Teuerungsrate des letzten Jahres, mit dem heute erzielbaren Renditen verglichen. Sinnvoller wäre es, die Realrendite mit der Inflationserwartung zu berechnen. Und diese liegt für 2024 bei 2,6 % bzw. für 2025 bei 1,9 %. Somit wäre, wenn auch unter einem Unsicherheitsfaktor, mit einer Anlage im Tagesgeld wieder eine reale Rendite erzielbar.
Problematisch ist dabei jedoch, dass zum einem viele Tagesgeldangebote nur für einen befristeten Zeitraum und nur für Neukunden gelten und zum anderen Tagesgeldzinssätze sehr sensibel auf Änderungen des Leitzinses reagieren. Sinken diese, so dürften kurzfristig auch die Einlagenzinssätze wieder fallen. Insbesondere auf Grund der abnehmenden Inflationserwartung und zunehmenden Eintrübung der wirtschaftlichen Lage ist dieses Szenario nicht auszuschließen. Zudem sind positive Realrenditen nur bei wenigen Banken überhaupt möglich. So lag der durchschnittliche Zinssatz aller deutschen Banken zuletzt bei nur 1,68 % p.a..
Anleihen mögen zwar Schwankungen aufweisen, bieten jedoch den Vorteil, man sich beim Ankauf eine Rendite über die gesamte Laufzeit sichert. Diese ist auch im Bereich des Investment-Grades und bei kurzen bis mittleren Laufzeiten auf dem Niveau, beziehungsweise über, des Tagesgelds und damit real positiv.
Klar, auch ein Festgeld würde einen ähnlichen Effekt bieten und gleichzeitig Kursschwankungen egalisieren, jedoch gleichzeitig die Flexibilität wesentlich einschränken. Zudem stellt insbesondere bei größeren Vermögen die begrenzte Einlagensicherung ein weiteres Risiko dar.
Fazit:
Die neue Zinswelt ist ein warmer Regen für den Sparer und ermöglicht vermutlich auch real positive Renditen. Tagesgelder, insbesondere solche Lockangebote, sollten jedoch bevorzugt für den Notgroschen sowie kurzfristig benötigte Gelder verwendet werden. Für eine mittel- bis langfristige Vermögensallokation sollten jedoch andere Instrumente mit betrachtet werden. Neben Anleihen gehören hierzu letztendlich auch Aktien, Immobilien und Rohstoffe wie Gold. Welche Vermögensallokation zu Ihnen passt, finden wir in der Ringelstein & Partner Vermögensbetreuung gerne mit Ihnen gemeinsam heraus.
Schutz für Familie & Vermögen
7 Praxiserfahrungen und Handlungsempfehlungen
zum Schutz von Familie und Vermögen
von Thorsten Klinkner
Was in anderen Ländern als „estate planning“ oder „Strukturen aufbauen“ positiv positioniert ist, wird in Deutschland eher mit dem Gedanken an „Ruhestand“ oder mit „abgeben, aufhören, loslassen“ verbunden. Diese mental sehr eng mit Alter und Tod verknüpfte Vorstellung führt oft dazu, dass gerade aktive und gestaltende Persönlichkeiten die Auseinandersetzung mit dem eigenen Testament immer wieder aufschieben. Dabei geht es in der Nachfolgeplanung um viel mehr als nur die Regelungen für den Todesfall.
Wann ist also der richtige Zeitpunkt? Welche Konfliktquellen und Handlungsempfehlungen gibt es? Lesen Sie dazu den Gastbeitrag von Rechtsanwalt und Steuerberater Thorsten Klinkner.
1. Einleitung
„Warten auf den richtigen Moment“– so könnte man die Nachfolge- und Nachlassplanung bezeichnen. Was in anderen Ländern als „estate planning“, „wealth management“ oder „Strukturen aufbauen“ positioniert ist, wird in Deutschland eher mit „Ruhestand“ oder mit „aufhören und loslassen“ verbunden. Diese mental sehr eng mit Tod und Alter verknüpfte Vorstellung führt eher dazu, dass dies zur Schreckensvorstellung für aktive und gestaltende Persönlichkeiten wird. Dem weltberühmten österreichischen Neurologen und Psychologen Viktor E. Frankl (1905 – 1997) folgend, ist es ein zentraler Aspekt menschlichen Lebenssinns, etwas aktiv zu tun und dabei etwas zu gestalten und zu bewirken. Diesen Lebenssinn durch aktive Tätigkeit kann man nach meiner Beratungserfahrung hervorragend mit einer „Vermögensnachfolgeplanung“ verbinden. Ich empfehle, das Thema als Aspekt aus dem Risikomanagement zu betrachten. Oder um es mit den Worten aus Erich Kästners Neujahrsspruch zu sagen: „Leben ist immer lebensgefährlich“. Es gibt keinen „richtigen Zeitpunkt“ für diese Themen. Es geht vielmehr darum, sich auf das „Plötzliche und Unerwartete“ vorzubereiten – es kann jeden treffen, jederzeit. Unabhängig von Vermögen und Prominenz. Wenn einmal durchdacht wurde, was für den „worst case“ geregelt sein soll und dann die entsprechenden Regelungen umgesetzt sind, schwinden die damit verbundenen Sorgen. Man hat alles Erforderliche getan! Das getan, was man tun konnte. Und das ist in jedem Alter sinnvoll. Es passiert sonst nichts! Man kann weiter aktiv sein und muss nicht in den „Ruhestand“
2. Der richtige Zeitpunkt
Wann ist nun der richtige Zeitpunkt? Gerade in jungen Jahren ist Nachfolgeplanung als Risikomanagement sehr sinnvoll. Man ist viel unterwegs und oft risikobereiter, die Familie ist in der Gründungsphase oder die Kinder noch klein und auf die Eltern angewiesen. In der Regel ist das Vermögen noch im Aufbau, es gibt noch keine eigene Immobilie und keine hohen Summen in der Risikolebensversicherung. Für viele überraschend besteht in dieser Phase des Lebens unbedingt Regelungsbedarf – vielleicht nicht in erster Linie in der Erbschaftssteuer, dafür bei Vollmachten oder im Sorgerecht.
Das bedeutet auch, dass dieses Durchdenken und Regeln kein einmaliger Akt „im hohen Alter“ ist, sondern immer wieder in unterschiedlichen Lebensphasen passieren muss. Und im Idealfall die Dokumente entsprechend geprüft und angepasst werden sollten. Es ist eine regelmäßige Gestaltungsaufgabe an der Schnittstelle von Familie, Unternehmen und Vermögen. Aus diesem Blickwinkel verliert die Vermögensnachfolgeplanung ihren Schrecken. Warum also verschieben oder verdrängen? Nach meiner Erfahrung ist der richtige Zeitpunkt klar zu identifizieren: Beginnend mit der Familienplanung alle zwei Jahre.
3. Den Ehepartner absichern
Die meisten Vermögensinhaber haben den Wunsch, den Ehepartner abzusichern und auch die Ehepartner, die am Familien- und Vermögensaufbau beteiligt sind, möchten eine Sicherheit erhalten. Hier ist empfehlenswert, zunächst zu prüfen, welche Verträge es bereits überhaupt gibt. Greifen die Regelungen eines Ehevertrags hier? Was regelt ein Testament?
In der Praxis besteht durch das sog. Berliner Testament häufig eine Bindungswirkung. Existieren Versicherungsverträge?
Auf dieser Basis kann dann einmal gedanklich durchgespielt werden, was bei plötzlicher schwerwiegender Krankheit oder Tod des Ehepartners passiert. Ich empfehle, die oben genannten Verträge und Absicherungen „über Kreuz“ zu gestalten (siehe STIFTERBRIEF).
4. Kinder absichern
Ebenso wie den Ehepartner, gibt es den Wunsch die Kinder abzusichern. Hier gibt es oft den Irrglauben, dass ohne individuelle Regelungen die Großeltern, Paten oder andere nahe Verwandte als Vormund automatisch eingesetzt werden.
Zunächst müssen die individuellen Fakten wie Anzahl und Alter der Kinder, Ausbildungsstand, besondere Situationen oder Beeinträchtigungen, analysiert werden. Auf dieser Basis kann dann durchdacht werden, was mit den Kindern passieren soll, wenn die Eltern beide versterben, z.B. bei einem Verkehrsunfall. Wer soll die Vormundschaft übernehmen? Sollen und können die Geschwister zusammenbleiben? Wie wird das finanziert und wer wird die Kinder aufnehmen? Gibt es einen im idealen Fall vertrauten Ansprechpartner? Es ist auch zu durchdenken, ob eine zweite Person für die Verwaltung von Vermögenswerten eingesetzt werden soll.
5. Die Existenz des Unternehmens sichern
Das Unternehmen ist neben der Familie für einen Unternehmer der zentrale Bereich, der bei einer Vermögensnachfolgeplanung beachtet werden muss. Was passiert, wenn der Unternehmer handlungsunfähig wird oder plötzlich verstirbt? Niemand ist unersetzbar, aber eben auch nicht genauso zu ersetzen, denn es wird denselben Unternehmer kein zweites Mal geben. Hier ist zu diskutieren, ob Bereiche aufgeteilt werden, Strukturen geschaffen werden, die für diesen Notfall tragfähig sind. Vielleicht gibt es auch einen Vertrauten, dem die Verantwortung übertragen werden kann und der dem Unternehmen durch seine eigene Persönlichkeit eine neue oder weiterentwickelte Prägung gibt.
6. Organisation
Es ist zentral, dass die vorhandenen Informationen verfügbar gemacht werden. Im Fall des Falles muss klar und transparent sein, wer Ansprechpartner für die unterschiedlichen Themen ist und wer Vertrauensperson. Wichtig ist, dass Passwörter und Dokumente auffindbar sind und somit die sofortige Handlungsfähigkeit garantiert ist.
7. Klare Regelungen schaffen
Konflikte entstehen aus enttäuschten Erwartungen. Deshalb empfehle ich erstens, klare Regelungen zu schaffen und diese – soweit möglich – an alle Beteiligten transparent zu kommunizieren. Zweitens die geschaffenen Strukturen regelmäßig zu prüfen und anzupassen und drittens Vermögensnachfolgeplanung nicht als einmaligen Akt zu sehen, sondern als Risikomanagement zu betrachten.
Für unternehmerisches Vermögen oder Immobilienbestände, für Vermögenswerte, die als einheitliche Substanz zusammengehalten und geschützt werden sollten, bietet sich z.B. eine Stiftung als Ordnungsrahmen an.
Über den Autor:
Rechtsanwalt und Steuerberater Thorsten Klinkner ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Rechtsanwalts- und Steuerberatungsgesellschaft UnternehmerKompositionen GmbH aus Meerbusch bei Düsseldorf. Sie ist etablierte Spezialdienstleisterin für die rechtlich, steuerlich und strategisch tragfähige Errichtung von Familienstiftungen als Instrument einer zukunftsorientierten Eigentümerstruktur. Thorsten Klinkner ist zudem Vorstand mehrerer Stiftungen und veröffentlicht regelmäßig Bücher und Artikel rund um das Stiftungsrecht und dessen praktische Anwendung im In- und Ausland.
Lesen Sie auch: Sieben Handlungsempfehlungen zur Gestaltung der Erbschaftsteuer – UnternehmerKompositionen
KI und menschliche Expertise
Zwei Meinungen zur Zukunft der unabhängigen Vermögensverwaltung
Marc André Buczek & Felix Scheppe im Interview mit Cinerius
Künstliche Intelligenz (KI) wird innerhalb der Vermögensverwaltung bereits seit einigen Jahren verwendet. Doch erst mit der flutartigen medialen wie tatsächlichen Verbreitung von ChatGPT bekam das Thema Aufwind. Wie ist der Status quo in der Praxis und wohin geht die Reise?
Marc André Buczek, Vermögensverwalter und kaufmännischer Leiter von Ringelstein & Partner Vermögensbetreuung GmbH, und Felix Scheppe, Portfoliomanager von B&K Vermögen GmbH, geben uns ihre Einschätzung.
Cinerius: Welche Begegnungen mit künstlicher Intelligenz hatten Sie bisher als Vermögensverwalter?
Buczek: Ich nutze künstliche Intelligenz, um Excel-Makros zu programmieren und so Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten, und hole mir von der KI Brainstorming-Ideen für Artikel. Künstliche Intelligenz liefert uns außerdem ein Grundgerüst für neue Kundenbriefe, etwa bei Geburtstagen oder Umzügen, und Beschreibungstexte zu Terminarten auf einer neuen Terminbuchungsseite. Im Vordergrund steht währenddessen stets der Datenschutz.
Scheppe: Einer unserer externen Anbieter wendet KI zur Datenanalyse an. ALGO-Fonds bilden mithilfe von Algorithmen und statistischen Modellen ein automatisiertes Handelssystem. Im Rahmen der sogenannten Sentimentanalyse durchleuchtet künstliche Intelligenz Stimmungsindikatoren und Nachrichtenströme. Sie ermöglicht auf diese Weise Rückschlüsse hinsichtlich der Marktentwicklung.
Was schränkte die Nutzbarkeit von KI in der Vergangenheit ein?
Scheppe: Ich halte die inzwischen verbesserte Qualität der herangezogenen Daten für einen wesentlichen Erfolgsfaktor. Daten von geringer Qualität sorgen für fehlerhafte Modelle, die zu falschen Annahmen und Prognosen führen.
Buczek: Für mich liegt der größte Vorteil der neuesten KI-Generation in der Einfachheit der Benutzung. Früher kommunizierte man mit der KI mittels Programmcode. Heute unterhalten wir uns viel natürlicher, via Natural Language Processing (NLP). Mit dieser Entwicklung verändern sich die Erwartungen der Kunden stark. Untersuchungen des US-amerikanischen Marktes zufolge werden 2030 bis zu 80 Prozent der neuen Kunden im Bereich Vermögensverwaltung eine Beratung nach dem Netflix-Modell wünschen: datengesteuert, hyperpersonalisiert, kontinuierlich und möglicherweise im Abonnement. Die Prognose lässt sich möglicherweise nicht exakt auf Deutschland übertragen, aber wir sollten auch hierzulande mit ähnlichen Entwicklungen rechnen.
ChatGPT gehört zur sogenannten generativen KI. Dieser Begriff schließt KI ein, mit deren Hilfe Texte, Audiodateien, Bilder, Videos oder Codes entstehen, aber auch maschinelles Lernen und Deep Learning. Diese Vielfalt eröffnet ein großes Spektrum an Einsatzmöglichkeiten in der Vermögensverwaltung. Effizienzsteigerung drängt sich als kurzfristige Zielsetzung auf: Welche internen Abläufe lassen sich sinnvoll automatisieren?
Buczek: Etliche Arten der manuellen Datenverarbeitung, darunter Datenabrufe aus Internetquellen sowie die Erstellung von PDF-Dateien oder Texten – deren Automatisierung ist mit dem aktuellen Entwicklungsstand der naheliegendste Schritt. Experten des McKinsey Global Institute (MGI) rechnen damit, dass Technologien rund um die generative KI weltweit einen jährlichen Produktivitätszuwachs von 2,6 bis 4,4 Billionen US-Dollar ermöglichen. Darin steckt also, auch auf unsere Branche entsprechend übertragen, enormes Potenzial.
Scheppe: Der Prozess des Kunden-Onboardings lässt sich von der KI genauso optimieren wie die Erstellung von Performanceberichten – Quartals-, Halbjahresberichte etc. – oder die Compliance-Überprüfung. Beim Risikomanagement kann man Warnsignale zu potenziellen Risiken oder Abweichungen automatisch identifizieren.
Wie sieht es im Hinblick auf das Asset Management an sich aus, also etwa die Auswahl von Anlageformen oder den Zeitpunkt von Investitionen?
Buczek: KI vereinfacht die Vorverarbeitung von Datensätzen und beschleunigt damit den Investmentprozess. Sie hilft zum Beispiel Einstiegssignale im Rahmen der Chartanalyse besser zu interpretieren. Wichtig ist dabei immer die Qualität der Daten – denn wie sagt man so schön „Shit in, Shit out!“
Scheppe: Fortgeschrittene Robo-Advisor-Plattformen bieten automatisierte Anlageberatungsdienste an. Das von ihnen hierzulande verwaltete Vermögen wächst übrigens deutlich: von 1,8 Milliarden Euro in 2018 auf knapp 15,3 Milliarden Euro in 2021 allein in Deutschland. Zudem entwickeln Algorithmen individuelle Anlagestrategien auf Basis der finanziellen Ziele und Präferenzen. Sie überwachen die Entwicklungen und nehmen eigenständig Anpassungen und Rebalancing-Maßnahmen vor.
Sehen Sie die Verwendung von KI als entscheidenden Wettbewerbsvorteil an?
Buczek: Blicken wir auf das Asset Management, so bietet diese womöglich kurzfristig Wettbewerbsvorteile, indem einige wenige Gesellschaften Informationen schneller analysieren und daraus Vorteile generieren. Mittel- bis langfristig dürfte sich dieser Vorteil egalisieren, weil zu viele auf gleiche Lösungen setzen. Außerhalb des Asset Managements, denke ich, wird sie ein notwendiger Baustein sein, ohne den die erfolgreiche Positionierung im Wettbewerb schwierig wird, schon aufgrund eines steigenden Effizienz- und Margendrucks.
Scheppe: Ein hybrides Modell aus künstlicher Intelligenz und Menschen verschafft den Vermögensverwaltern mehr Zeit für strategische Planung und Kundenbetreuung. Das ist essenziell, denn 71 Prozent der Kunden wünschen sich in dieser bewegten Zeit einen regelmäßigen Kontakt mit ihrem Berater. Gute Qualität der Daten vorausgesetzt, verbessert sich die Datenanalyse. KI eröffnet ebenso den Zugang zu alternativen Datenquellen, die traditionell nicht in die Anlageentscheidungen einbezogen wurden: Daten aus sozialen Medien und dem Internet-of-Things (IoT) sowie Satellitenaufnahmen. Die Auswertung gewährt zusätzliche Einblicke. Diese Elemente bringen potenzielle Wettbewerbsvorteile.
Der Einsatz von KI bedeutet eine Veränderung der bisherigen internen Prozesse. Werden jene Unternehmen die Nase vorne haben, die das Changemanagement beherrschen?
Buczek: Ohne Neugierde und Veränderungsbereitschaft findet Weiterentwicklung nicht statt. Wir brauchen folglich nicht nur innovative Technologien und angepasste Prozesse, sondern darüber hinaus eine entsprechende Einstellung.
Gehen Vermögensverwalter in Zukunft Partnerschaften mit neuartigen Playern ein? Oder stellen sie selbst vermehrt Datenanalysten und IT-Spezialisten ein?
Buczek: Für einzelne, eher kleinere Vermögensverwalter, wird die Beschäftigung eigener IT-Spezialisten nicht kosteneffizient sein. Vorstellbar wäre eine Konsolidierung der Ressourcen und die Realisierung von Synergien innerhalb einer Gruppe. Kooperationen sehe ich im Bereich der Finanz- und CRM-Software.
Wie lässt sich beim Einsatz künstlicher Intelligenz, die auf Daten Dritter beruht, die Unabhängigkeit und Individualität der Vermögensverwalter bewahren?
Scheppe: Das funktioniert, indem ein Vermögensverwalter seine Datenquellen gezielt auswählt. Neben den Daten Dritter greift er auf eigene proprietäre Daten und interne Ergebnisse zu, um somit ein hohes Maß an Individualität zu gewährleisten. KI dient ausschließlich als Werkzeug. Die menschliche Interpretation der Ergebnisse und die Anpassung an Kundenbedürfnisse und -präferenzen bleiben entscheidend. Ein Vermögensverwalter muss ferner die Entscheidungsprozesse der KI-Modelle verstehen und erklären können, um selbst Vertrauen zu gewinnen und dieses zu vermitteln.
Was ist Ihre persönliche Vision von der Zukunft der KI in der unabhängigen Vermögensverwaltung?
Buczek: Für Kunden sind Geldangelegenheiten immer eine Vertrauensfrage und Vertrauen entsteht zwischen Menschen. KI kreiert Freiräume für eine direkte und ganzheitliche Beratung, damit der Geschäftsbereich der Vermögensverwaltung ein persönliches Geschäft bleibt, das sich von Robo-Advisors und passiv gemanagten Fonds deutlich abhebt.
Scheppe: Kunden greifen über eine intuitive digitale Plattform auf ihre Portfolios zu und verfolgen dort ihre Investments. Vermögensverwalter treten mit den Kunden in Kontakt und sorgen für die Erfüllung ihrer Bedürfnisse, indem sie beraten und Anlagestrategien anpassen. Ein hybrides Modell setzt sich durch, da künstliche Intelligenz weder Integrität noch interfamiliäre Themen begreift. Sie liest des Weiteren nicht zwischen den Zeilen.
Home-Bias an der Börse?
Bester Jahresstart des deutschen Aktienindex seit vielen Jahren
von Marc André Buczek
Diese oder eine ähnlich lautende Schlagzeile hat vermutlich fast jeder in den letzten Tagen wahrgenommen. Doch wie steht es wirklich langfristig um deutsche Aktien?
Langfristig gelingt es nur wenigen deutschen Aktien, einen hohen Wert für ihre Anleger zu schaffen. So zeigt eine kürzlich veröffentlichte Studie, dass seit 2003 gerade einmal zwölf der über 1000 gelisteten Titel für die Hälfte des geschaffenen Wertes verantwortlich sind.
Dabei sind deutsche Anleger übermäßig stark vom sogenannten Home-Bias betroffen, investieren also überwiegend in ihr eigenes Land. So flossen zwischen 2016 und 2021 48% aller Aktieninvestments deutscher Investoren auch in deutsche Unternehmen. Als ein möglicher Grund des Home-Bias wird die wahrgenommene Kontrolle über das Investment beschrieben. Sinngemäß: „Ich laufe regelmäßig am Siemens-Betriebstor vorbei, das Unternehmen scheint noch zu existieren, ich habe Kontrolle.“
Renommierte Studien zeigen jedoch, dass sich ein starker Home-Bias negativ auf die Performance UND das Risiko des Investments auswirken. Auch deswegen investieren wir bei der Ringelstein & Partner Vermögensbetreuung überwiegend global diversifiziert in politisch stabile Länder. Dabei ist Deutschland natürlich ein mögliches Investitionsziel, doch investieren wir bewusst selektiv und vermeiden einen größeren Home-Bias. Denn: „Diversification is the only free lunch.“ (Harry Markowitz)
Zinsen folgen oder investieren?
Die Zinsschlacht hat begonnen, muss ich überhaupt noch investieren?
von Marc André Buczek
Mit den zuletzt deutlichen Zinsschritten der europäischen Zentralbank kehrt auch eine fast schon in Vergessenheit geratene Ertragsform zurück: Zinsen auf Bankguthaben. Spätestens mit den medienwirksamen Zinsverkündigungen der Neobroker Scalable & TradeRepublic wächst auch der Druck auf traditionelle Banken. Bei Guthabenzinsen auf liquide Investments um die 2 % p.a., nehme ich im Kunden,- Freundes- und Bekanntenkreis häufiger Erleichterung wahr. Die unbequeme Suche nach einer alternativen Anlageform scheint beendet. Liquide Konten sind wieder mehr als ein reiner Sparschweinersatz.
Doch ist diese Vorgehensweise sinnvoll?
Schauen wir rein auf den nominalen Zins von 2%, so ist dieser im Verhältnis zu den letzten Jahren durchaus attraktiv. Ausschlaggebender für ein Investment sollte jedoch der Realzins sein, also der Zins abzüglich der Inflationsrate. Bei einer Inflation von zuletzt 8,7% (YoY), beträgt der reale Zins damit faktisch -5,7 % p.a.. Damit ist der Realzins bedeutend niedriger als noch vor einigen Jahren, als wir im Nullzins feststeckten, die gemessene Inflationsrate jedoch deutlich unter 2% verharrte. Insbesondere für langfristige Investments ist folglich die Suche nach einer realen Rendite wichtiger als zuvor.
Aber heute investieren, ist das nicht der falsche Zeitpunkt?
Mit den heutigen Rahmenbedingungen Krieg in Europa, Energiekrise, Inflation, Kursen nahe den Höchstständen und vielen mehr, mag der Einstieg in die Kapitalmärkte schwerfallen. Historisch gesehen, ist gestern der beste Einstiegszeitpunkt gewesen. Studien zeigen, dass bei regelmäßigen jährlichen Investments, selbst mit dem Schlechts möglichen Timing, langfristig eine höhere Rendite erzielt wurde, als wenn nicht investiert wird. Wie ein altes Börsianer Sprichwort so schön sagt: „it’s not about timing the market, but about time in the market“. Auch ein Grund, warum wir bei der Ringelstein & Partner Vermögensbetreuung Langfristinvestoren sind und versuchen in unruhigen Zeiten ruhige Hand zu bewahren und nicht in kurzfristigen Aktionismus zu verfallen.
Zudem ergeben sich durch den Zinsanstieg am Kapitalmarkt ebenfalls neue Möglichkeiten. Selbst kurzlaufende Staats- und Unternehmensanleihen mit guter Bonität bieten wieder attraktive Renditen oberhalb des Einlagenzinssatzes.
Lange Rede kurzer Sinn, für Gelder die als Notfallreserve gedacht sind oder die in den nächsten 12-24 Monate benötigt werden, ist der Zinsanstieg ein warmer Nieselregen. Für eine langfristige Kapitalanlage erachte ich jedoch ein breites Investment am Kapitalmarkt für sinnvoller.