Deshalb bevorzugen wir Anleihen!

Trotz positiver Realrenditen im Tagesgeldvon Marc André Buczek

19. Oktober 2023

Tagesgeldangebote mit einem Zins um vier Prozent sind heute keine Seltenheit mehr. Dabei kritisieren viele die dennoch vorhandene negative Realrendite, also die Rendite nach Abzug der Inflation (4 % Tagesgeldzins – Inflation YoY 4,5%).

Zweifelhaft ist bei dieser Betrachtung die Retrospektive. So wird die Teuerungsrate des letzten Jahres, mit dem heute erzielbaren Renditen verglichen. Sinnvoller wäre es, die Realrendite mit der Inflationserwartung zu berechnen. Und diese liegt für 2024 bei 2,6 % bzw. für 2025 bei 1,9 %. Somit wäre, wenn auch unter einem Unsicherheitsfaktor, mit einer Anlage im Tagesgeld wieder eine reale Rendite erzielbar.

Problematisch ist dabei jedoch, dass zum einem viele Tagesgeldangebote nur für einen befristeten Zeitraum und nur für Neukunden gelten und zum anderen Tagesgeldzinssätze sehr sensibel auf Änderungen des Leitzinses reagieren. Sinken diese, so dürften kurzfristig auch die Einlagenzinssätze wieder fallen. Insbesondere auf Grund der abnehmenden Inflationserwartung und zunehmenden Eintrübung der wirtschaftlichen Lage ist dieses Szenario nicht auszuschließen. Zudem sind positive Realrenditen nur bei wenigen Banken überhaupt möglich. So lag der durchschnittliche Zinssatz aller deutschen Banken zuletzt bei nur 1,68 % p.a..

Anleihen mögen zwar Schwankungen aufweisen, bieten jedoch den Vorteil, man sich beim Ankauf eine Rendite über die gesamte Laufzeit sichert. Diese ist auch im Bereich des Investment-Grades und bei kurzen bis mittleren Laufzeiten auf dem Niveau, beziehungsweise über, des Tagesgelds und damit real positiv.

Klar, auch ein Festgeld würde einen ähnlichen Effekt bieten und gleichzeitig Kursschwankungen egalisieren, jedoch gleichzeitig die Flexibilität wesentlich einschränken. Zudem stellt insbesondere bei größeren Vermögen die begrenzte Einlagensicherung ein weiteres Risiko dar.

Fazit:

Die neue Zinswelt ist ein warmer Regen für den Sparer und ermöglicht vermutlich auch real positive Renditen. Tagesgelder, insbesondere solche Lockangebote, sollten jedoch bevorzugt für den Notgroschen sowie kurzfristig benötigte Gelder verwendet werden. Für eine mittel- bis langfristige Vermögensallokation sollten jedoch andere Instrumente mit betrachtet werden. Neben Anleihen gehören hierzu letztendlich auch Aktien, Immobilien und Rohstoffe wie Gold. Welche Vermögensallokation zu Ihnen passt, finden wir in der Ringelstein & Partner Vermögensbetreuung gerne mit Ihnen gemeinsam heraus.


MARC ANDRÉ BUCZEK

Vermögensverwalter

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