Zinsen folgen oder investieren?

Die Zinsschlacht hat begonnen, muss ich überhaupt noch investieren?

von Marc André Buczek

15. Februar 2023

Mit den zuletzt deutlichen Zinsschritten der europäischen Zentralbank kehrt auch eine fast schon in Vergessenheit geratene Ertragsform zurück: Zinsen auf Bankguthaben. Spätestens mit den medienwirksamen Zinsverkündigungen der Neobroker Scalable & TradeRepublic wächst auch der Druck auf traditionelle Banken. Bei Guthabenzinsen auf liquide Investments um die 2 % p.a., nehme ich im Kunden,- Freundes- und Bekanntenkreis häufiger Erleichterung wahr. Die unbequeme Suche nach einer alternativen Anlageform scheint beendet. Liquide Konten sind wieder mehr als ein reiner Sparschweinersatz.

Doch ist diese Vorgehensweise sinnvoll?

Schauen wir rein auf den nominalen Zins von 2%, so ist dieser im Verhältnis zu den letzten Jahren durchaus attraktiv. Ausschlaggebender für ein Investment sollte jedoch der Realzins sein, also der Zins abzüglich der Inflationsrate. Bei einer Inflation von zuletzt 8,7% (YoY), beträgt der reale Zins damit faktisch -5,7 % p.a.. Damit ist der Realzins bedeutend niedriger als noch vor einigen Jahren, als wir im Nullzins feststeckten, die gemessene Inflationsrate jedoch deutlich unter 2% verharrte. Insbesondere für langfristige Investments ist folglich die Suche nach einer realen Rendite wichtiger als zuvor.

Aber heute investieren, ist das nicht der falsche Zeitpunkt?

Mit den heutigen Rahmenbedingungen Krieg in Europa, Energiekrise, Inflation, Kursen nahe den Höchstständen und vielen mehr, mag der Einstieg in die Kapitalmärkte schwerfallen. Historisch gesehen, ist gestern der beste Einstiegszeitpunkt gewesen. Studien zeigen, dass bei regelmäßigen jährlichen Investments, selbst mit dem Schlechts möglichen Timing, langfristig eine höhere Rendite erzielt wurde, als wenn nicht investiert wird. Wie ein altes Börsianer Sprichwort so schön sagt: „it’s not about timing the market, but about time in the market“. Auch ein Grund, warum wir bei der Ringelstein & Partner Vermögensbetreuung Langfristinvestoren sind und versuchen in unruhigen Zeiten ruhige Hand zu bewahren und nicht in kurzfristigen Aktionismus zu verfallen.

Zudem ergeben sich durch den Zinsanstieg am Kapitalmarkt ebenfalls neue Möglichkeiten. Selbst kurzlaufende Staats- und Unternehmensanleihen mit guter Bonität bieten wieder attraktive Renditen oberhalb des Einlagenzinssatzes.

Lange Rede kurzer Sinn, für Gelder die als Notfallreserve gedacht sind oder die in den nächsten 12-24 Monate benötigt werden, ist der Zinsanstieg ein warmer Nieselregen. Für eine langfristige Kapitalanlage erachte ich jedoch ein breites Investment am Kapitalmarkt für sinnvoller.


MARC ANDRÉ BUCZEK

Vermögensverwalter

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Thesaurierend oder Ausschüttend?

Welcher Anlagestil passt zu mir?

von Dörthe Mehlhorn

6. Februar 2023

Lieber den „Spatz in der Hand“ oder die „Taube auf dem Dach“? Bei der Festlegung der Anlagestrategie stehen Anleger oft der Frage gegenüber, ob thesaurierende, also gewinneinbehaltende, oder ausschüttende Investments bevorzugt werden. Beide Formen haben ihre Vor- und Nachteile.

Das passive Einkommen

Ausschüttungen aus Kapitalanlagen werden häufig als passives Einkommen bezeichnet. Je nach Auswahl der Wertpapiere im Depot, ob Aktien, Anleihen, Fonds oder ETFs, können Ausschüttungstermine nahezu für jeden Monat des Jahres zusammengestellt werden, so dass das eigene Haupteinkommen (ob Arbeitsentlohnung oder Rente) aufgebessert werden kann. Ob für die Deckung der Lebenshaltungskosten oder das Ansparen für die Urlaubskasse.

Reinvestition bei Marktopportunitäten

Während thesaurierende Investments ihre Gewinne sofort reinvestieren, was sich i.d.R. in einem höheren Kurs- bzw. Anteilswert niederschlägt, überlässt die ausschüttende Variante dem Anleger die Entscheidung, wann und wie er mit den Gewinnen verfahren will. Dies kann die Chance bieten, mit der Reinvestition zu warten, bis ein gesunkener Kurs einen günstigeren Wiedereinstieg ermöglicht, oder aber die Ausschüttung für eine andere Anlage zu verwenden, die das Portfolio (weiter) diversifiziert. Dies erfordert allerdings Disziplin und die regelmäßige Beschäftigung mit dem eigenen Depot und den Marktgegebenheiten.

Patt bei Transaktionskosten

Oft wird argumentiert, dass Ausschüttungen gebührenfrei auf dem Konto eingehen, bei Liquiditätsbedarf bei einem thesaurierenden Investment dagegen Anteile gebührenpflichtig verkauft werden müssen. Dieser Vorteil kehrt sich jedoch beim Thema Wiederanlage um.

Auch der oft angeführte Nachteil der sofortigen Besteuerung von Ausschüttungen (nach ausgeschöpftem Sparer-Pauschbetrag von derzeit 1000 Euro bei Einzelpersonen bzw. 2000 Euro bei Ehepaaren) muss relativiert werden, nachdem die Bundesbank den für die Berechnung der Vorabpauschale relevanten Basiszins nach zwei negativen Jahren nun auf 2,55% für 2023 angehoben hat. Mit der Vorabpauschale wird bei thesaurierenden Fonds ein fiktiver Wertzuwachs vorab besteuert. Ist der Wertzuwachs größer als der Basiszins, bleibt ihnen ein kleiner Steuerstundungseffekt erhalten. Im Ergebnis kommt jedoch keine der beiden Ertragsverwendungsformen um eine Besteuerung herum.

Amortisation

Für manchen Anleger ist die Frage interessant, wann sich sein Investment amortisiert hat, wann also die Summe der Gewinnausschüttungen über die Jahre die ursprünglichen Anschaffungskosten beglichen bzw. überschritten hat. Denn ab dann ist es – zumindest gefühlt – leichter, die Kursschwankungen des Investments auszuhalten und das (im Fall der Aktie) verbundene unternehmerische Risiko zu tragen. Natürlich ist diese Sicht stark vereinfacht und die Rechnung müsste auch um Faktoren wie Inflation, Kaufkraft und entgangene Steuerstundungseffekte erweitert werden. Doch der psychologische Faktor des „Spatz in der Hand vs. Taube auf dem Dach“ ist nicht zu unterschätzen.

Fazit

Werden die Gewinne aus einem Investment bewusst zur Deckung der Lebenshaltungskosten oder zur Aufbesserung der Haushalts- bzw. Urlaubskasse benötigt, ist das ausschüttende Investment sicher keine schlechte Wahl. Wird das Kapital erst in der Zukunft, z.B. für die Altersvorsorge, benötigt oder hat man nicht die Zeit (oder Lust) sich ständig mit der Frage der Neu-Anlage zu beschäftigen, kann thesaurierend von Vorteil sein. Viele Anleger werden sicherlich eine Mischung beider Varianten in ihren Depots vornehmen. Beiden Anlageformen ist jedoch gemein, dass sie den Anleger nicht von der Verantwortung entbinden, das eigene Portfolio regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen, ob es – auch in dieser Frage – noch zur eigenen Lebenssituation passt.


DÖRTHE MEHLHORN

Vermögensverwalterin

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Bonsaibäume und Investments

Was Bonsaibäume und Investments verbindet

von Marc André Buczek

30. Januar 2023

Wir beobachten häufiger Investoren, die große Verlustpositionen im Depot über lange Zeiträume irrationalerweise halten und auf der anderen Seite Gewinneraktien regelmäßig beschneiden. Doch warum ist das so?

Die Gründe hierfür können durchaus vielfältig sein. Einen möglichen Erklärungsansatz bietet die Prospect-Theorie. Sie ist ein wichtiges Konzept der Behavioral Finance, das uns helfen kann, das Verhalten von Anlegern besser zu verstehen.

Die Abnahme der Sensitivität auf Gewinne und Verluste beeinflussen unser Handeln, wenn wir über Investitionen nachdenken. Wir sind eher geneigt, Gewinne schneller abzuschöpfen, als es rational sinnvoll wäre, da wir ihnen nicht mehr so viel Bedeutung zuschreiben. Gleiches gilt für Verluste, die wir zwar zuerst schmerzhaft wahrnehmen, aber je weiter der Kurs fällt, desto weniger schmerzen sie uns. Wir sind dann jedoch nicht geneigt, zu verkaufen, da wir glauben, dass weitere Verluste nicht mehr so schlimm sind. Bei einer leichten Erholung hingegen wird ein überproportionaler Anstieg wahrgenommen, was uns eher dazu verleitet, investiert zu bleiben. Dieser Einfluss der abnehmenden Sensitivität auf Gewinne und Verluste beeinträchtigt maßgeblich unser Handeln und beeinflusst damit unter Umständen negativ unsere Investitionsentscheidungen.

Wie würde sich ein rationaler Anleger verhalten?

Rationale Anleger würden den wahrgenommenen Gewinn in exakt der Höhe des tatsächlichen Gewinns verzeichnen. Es würde sich folglich bei der Value-Function um eine Winkelhalbierende handeln (grüne gestrichelte Linie in der Grafik).

Wie sollte man idealerweise damit umgehen?

Sofern sich die Rahmenbedingungen des Investments nicht wesentlich geändert haben, gilt durchaus die alte Börsenweisheit – Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen. Eine durchdachte Börsenstrategie sollte den Einfluss der Psychologie kennen und diese bei Investitionsentscheidungen berücksichtigen. Denn insbesondere größere Kursrücksetzer benötigen zum Ausgleich überproportionale Kursanstiege, um diese wieder zu kompensieren. Fällt eine Aktie um 20%, so muss diese um 25% steigen, um wieder auf das Ausgangsniveau zurückzukehren. Das Verhältnis steigt zunehmend (vgl. Tabelle). So ist bei einem Kursrücksetzer von 50 % bereits eine Rallye von 100% notwendig, um zum Ausgangskurs zu gelangen

Auch deswegen betreiben wir bei der Ringelstein & Partner Vermögensbetreuung ein konsequentes Risikomanagement und disziplinieren uns gleichzeitig dazu, gut laufende Aktien nicht gleich wieder zu beschneiden. Unser Ziel ist es, unsere Investitionen zu einem großen und gesunden Wald zu entwickeln, anstatt einen Bonsaigarten zu züchten.


MARC ANDRÉ BUCZEK

Vermögensverwalter

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Frauen und Finanzen

Frauen investieren anders als Männer – und das ist gut so

von Dörthe Mehlhorn

14. Dezember 2022

18 Prozent – so hoch war die Differenz zwischen dem durchschnittlichen Bruttostundenlohn von Frauen und dem von Männern in Deutschland im Jahr 2021, der sogenannte unbereinigte Gender Pay Gap. Betrachtet man andere Kennzahlen, ändert sich zwar die Zahl, nicht aber die Aussage: 43,5 Prozent der weiblichen und nur 20,2 Prozent der männlichen Bevölkerung in Deutschland verfügte 2021 über ein monatliches Nettoeinkommen von unter 1.000 Euro. Frauen in deutschen Paarhaushalten besaßen 2017 ein durchschnittlich rund 32 Prozent niedrigeres Vermögen als Männer. Und auch der Gender Pension Gap, der Unterschied zwischen den Altersrenten von Frauen und Männern, fällt mit 49 Prozent im Jahr 2019 deutlich zu Ungunsten der weiblichen Bevölkerung aus.

Sind Frauen aufgrund ihrer eingeschränkteren Finanzen also eine unattraktivere Kundengruppe für Vermögensverwalter als Männer? Auf den ersten Blick könnte man diese Schlussfolgerung ziehen. Doch ein unabhängiger Vermögensverwalter, der seine Profession als Mission für seine Kunden versteht und nicht Momentaufnahmen, sondern langfristige Wertzuwächse im Blick hat, muss zu einem anderen Ergebnis kommen.

Denn diese Zahlen verändern sich bereits seit Jahren. Die Geschlechterungleichheit nimmt weiter ab. Frauen priorisieren immer öfter ihre Karriere, sind schon heute im Schnitt besser ausgebildet als Männer, arbeiten seltener als zuvor in Teilzeit und müssen durch sinkende Geburtenraten weniger Ausfallzeiten in Kauf nehmen. Und: Frauen leben länger. Was einerseits auch dazu führt, dass junge Frauen früher mit ihren Finanzen auseinandersetzen und mit ihrer Kapitalanlage für die Altersvorsorge beginnen müssen, um die Rentenlücke zu schließen. Und andererseits, dass sie tendenziell häufiger als Männer durch den Tod des Partners plötzlich sowohl vermögend als auch alleine für das Vermögen verantwortlich sind. Sie noch immer als die unattraktivere Zielgruppe der Vermögensverwaltung zu betrachten, verkennt, was Kundinnen tatsächlich darstellen: ein enormes Wachstumspotenzial.

Andere Lebensrealitäten führen zu anderen Bedürfnissen

Dabei sind die erwähnten Statistiken keineswegs irrelevant. Sie machen deutlich, dass die Lebensrealitäten der Geschlechter in Deutschland, aber auch in allen anderen europäischen Ländern, nicht identisch sind. Dazu kommt, dass viele Frauen weniger Berührungspunkte mit Finanzen im Allgemeinen und oftmals eine geringere Finanzbildung aufweisen als Männer, da die Verwaltung der Haushaltsfinanzen traditionell in der Verantwortung ihrer Partner lag und noch immer überwiegend liegt. Das alles sind Faktoren, die Vermögensverwalter im Blick haben müssen, wenn sie Frauen mit ihren Leistungen erreichen wollen. Denn: Unterschiedliche Lebensrealitäten bedingen unterschiedliche Bedürfnisse und Prioritäten in der Kapitalanlage.

Bei all den Fortschritten, die wir gesamtgesellschaftlich in Richtung der Gleichstellung der Geschlechter machen, darf in der Vermögensberatung also nicht außer Acht geraten, dass durchaus Unterschiede existieren. Wer weniger Einkommen zur Verfügung hat – ob im Arbeitsleben oder danach –, muss anders damit umgehen. Einerseits sorgt dieser Umstand dafür, dass Frauen häufig eine höhere Risikoaversion in Bezug auf ihre Finanzen zeigen, wodurch ihnen wichtige Rendite entgeht. Andererseits müssten sie sich gerade deshalb früher und intensiver mit ihrer Vermögenssituation auseinandersetzen, als es bislang der Fall ist.

Für die Vermögensverwaltung besteht die Herausforderung darin, diesen Unterschieden in den Lebensrealitäten und Anlagepräferenzen Rechnung zu tragen und sie nicht zu negieren, indem versucht wird, weibliche Kundinnen nach dem gleichen Modell zu behandeln, das sich für männliche Kunden als erfolgreich erwiesen hat. „One fits all“ ist ein Ansatz, der in der unabhängigen Vermögensverwaltung unserer Auffassung nach ohnehin keinen Platz hat.

Es reicht nicht, Fachkompetenz zu haben

Um diese Herausforderung zu meistern, sind Sensibilität und Einfühlungsvermögen gefragt. Eine Kundin, die sich bislang nicht oder nur kaum mit der Anlage ihres Vermögens beschäftigt hat und beispielsweise plötzlich in die Situation von Verwitwung und Erbe geraten ist, ist zunächst womöglich – auch emotional – überfordert und traut es sich nicht zu, die notwendigen Entscheidungen zu treffen. Das ist vollkommen nachvollziehbar. Ein Berater sollte allerdings nicht den Impuls haben, ihr diese Entscheidungen abnehmen oder durch Fachbegriffe und komplexe Ausführungen seine Kompetenz unter Beweis stellen zu wollen.

Feingefühl, Sich-zurücknehmen-Können und Verständnis sind der Schlüssel zu langfristigen, vertrauensvollen Beziehungen: auf Seiten des Beraters das Verständnis für die speziellen Bedürfnisse und Unsicherheiten der Kundin. Auf Seiten der Kundin dagegen das Verständnis für die Investmentstrategien, Vorschläge und Denkansätze des Beraters, also dafür, was mit ihrem Geld passiert. Die Aufgabe des Beraters ist es, dieses Verständnis zu ermöglichen und seine Kundin von Grund auf zu ermächtigen, selbst nachvollziehen und entscheiden zu können, wie ihr Vermögen angelegt wird. Was wiederum eine andere Art der Kommunikation erfordert, als der Berater eventuell aus dem Umgang mit männlichen Kunden gewohnt ist, die im Schnitt mit weniger Berührungsängsten, vermeintlich mehr Vorwissen und mehr finanziellen Selbstvertrauen in die Beratung gehen.

Der Kundin ein echter Partner sein

Ist die Grundlage des gegenseitigen Verstehens geschaffen, steht einer erfolgreichen Kundinnenbeziehung nichts mehr im Weg. Dann gilt es, die Vermögenssituation zu analysieren und die Anlageziele festzulegen. Dass diese Schritte zwischen Kundin und Berater gemeinsam erarbeitet und Entscheidungen in aller Ruhe getroffen werden müssen, versteht sich von selbst. Ebenfalls, dass Unsicherheiten unnötig sind. Frauen investieren eben anders als Männer, weil sie es aus anderen Lebensrealitäten heraus tun. Sie haben tendenziell ein höheres Beratungsbedürfnis und wünschen sich mehr Orientierungshilfe. Dabei benötigen sie jedoch nicht zwangsläufig andere Anlageprodukte als Männer. Ob der Berater ein Mann oder eine Frau ist, ist übrigens ebenfalls zweitrangig. Entscheidend sind Empathie und Verständnis, zu der auch gute männliche Vermögensverwalter fähig sind. Alles, was er oder sie tun muss, ist, sich als vertrauenswürdiger Partner zu erweisen und einer Kundin zu zeigen, dass Kapitalanlage nichts ist, wovor man Angst haben müsste.


DÖRTHE MEHLHORN

Vermögensverwalterin

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100 Tage Co-Geschäftsführung

Meine Erfahrungen als Geschäftsführer von Ringelstein & Partner

von Tobias Kroll

17. Oktober 2022

Seit Juli 2022 ist Tobias Kroll in der Geschäftsführung der Ringelstein & Partner Vermögensbetreuung GmbH, nachdem er vorher bei einer regionalen Privatbank in leitender Position vermögende Privatkunden betreute. Hier beschreibt er, wie er die Zeit seitdem erlebt hat und wie er die Zukunft von Ringelstein & Partner als Teil der Cinerius Gruppe sieht.

Im Herbst 2021 lernte ich CEO Christoph Lieber und COO Jens Jüttner von Cinerius Financial Partners in einem Essener Hotel kennen. Das Treffen bestätigte meinen Eindruck aus vorherigen Telefonaten. Beide wirkten offen, aber fokussiert und ihre Vision einer Gruppe unabhängiger Vermögensverwalter unter dem Dach einer Holding, die zwar unterstützend agiert, aber die unternehmerische Unabhängigkeit ihrer Partnergesellschaften respektiert, begeisterte mich sehr. Es wurde ein längeres Abendessen.

Kurze Zeit später traf ich zum ersten Mal Frank Ringelstein, Gründer und Geschäftsführer von Ringelstein & Partner – und ein leidenschaftlicher Portfoliomanager. Wir sprachen über den bisherigen Weg, den er in den letzten 27 Jahren mit dem Unternehmen gegangen war, auch über die Höhen und Tiefen. Vor allem redeten wir über die Zukunft. Er wolle sich ganz auf das Management seiner R&P Fonds konzentrieren und sei dankbar für Entlastungen bei den vielen anderen Aufgaben. Veränderungen gegenüber wäre er aufgeschlossen, solange sie das Unternehmen voranbrächten. Ich fand, das war eine gute Geschäftsgrundlage, und die Entscheidung, die Position als Co-Geschäftsführer zu übernehmen, verfestigte sich.

Bewährtes bewahren, Neues wagen

Die Chemie zwischen uns stimmte, was Voraussetzung ist, will man gemeinsam Ideen entwickeln und echte Aufbruchstimmung erzeugen. Dass Ringelstein & Partner ein solides Unternehmen war, das von den Kunden geschätzt wurde, gab unserer gemeinsamen Zukunftsplanung zusätzlichen Schwung. Wir nahmen uns vor, das Unternehmen schrittweise zu modernisieren. Christoph Lieber und Jens Jüttner hatten mir schon während der ersten Gespräche die Unterstützung von Cinerius zugesagt und betont, wie viel Wert sie auf einen engen Austausch zwischen den Gesellschaften der Gruppe legen würden. Auch mir war das wichtig, weil ich verstand, dass solch ein Erfahrungsaustausch letztlich unseren Kunden zugutekommen würde. Am 1. Juli 2022 stieg ich als Geschäftsführer bei Ringelstein & Partner ein.

Seitdem haben wir das Team bereits um drei neue Mitarbeiter erweitert – zwei davon in der Vermögensverwaltung, eine Mitarbeiterin in der Teamassistenz. Heute sind wir ein Team mit vielfältigen Kompetenzen. Das ist ein wesentlicher Grund, weshalb wir schon in den ersten drei Monaten eine Reihe von Vorhaben anstoßen und umsetzen konnten. So haben wir begonnen, unsere IT zu modernisieren, interne Prozesse zu vereinfachen und unsere Kundenservices auszubauen. Wir sind Kooperationen mit wichtigen Multiplikatoren und weiteren Depotbanken eingegangen und haben uns für eine Neuausrichtung unseres Markenauftritts entschieden, um Ringelstein & Partner ein klares Profil zu geben. Auch den gruppeninternen Austausch wollen wir intensivieren und die Möglichkeit zusätzlicher Synergien auf unterschiedlichen Ebenen prüfen. Bei vielem konnten und können wir auf die Unterstützung der Cinerius Gruppe bauen.

Zu tun gibt es einiges: Wir müssen uns den Marktveränderungen und dem Wettbewerb stellen. Die Konsolidierung in unserer Branche schreitet voran und bei Banken erleben wir eine zunehmende Standardisierung und einen erhöhten Vertriebsdruck, die nicht zwingend die Kundenbedürfnisse widerspiegeln. Unabhängigen Vermögensverwaltern kommt in der persönlichen Beratung eine immer wichtigere Rolle zu. Mit unserer kleinen, hochspezialisierten Personalstruktur, einer maßgeschneiderten IT und lokalen Netzwerken können wir die Anforderungen von anspruchsvollen Kunden mit einem Vermögen von mehr als einer Millionen Euro passgenau abbilden. Dabei zählen wir auf unser wichtigstes Asset: unsere Unabhängigkeit. Gerade in unsicheren Zeiten müssen wir ein unbestechlicher Partner sein, der Kunden nicht nur als Ertragsfaktoren betrachtet. Sicher ist Performance ein Kriterium unserer Arbeit, aber bei Weitem nicht das Wichtigste. Wir haben die Chance und die Verpflichtung, uns das Vertrauen unserer Kunden jeden Tag neu zu erarbeiten und sie in allen Marktphasen verlässlich zu begleiten. Das gelingt uns als unabhängiger Vermögensverwalter persönlicher und besser als vielen Banken.

Die Rolle von Cinerius

Einige Aspekte habe ich bereits beschrieben, bei denen uns Cinerius ein echter Partner ist. Der Austausch von Best Practice ist nur einer, kann aber nicht hoch genug eingeschätzt werden. Was fragen Kunden aktuell an? Welche Veranstaltungsformate können wir unseren Kunden in der aktuellen Zeit anbieten? Welche Akquisitionen haben sich als erfolgreich erwiesen? Wer hat bei neuen Herausforderungen die passenden Ansprechpartner in seinem Netzwerk? Doch darüber hinaus setzen wir uns mit Cinerius auch mit strategischen Fragen auseinander, was uns bei der Positionierung von Ringelstein & Partner hilft. In Bezug auf die Digitalisierung werden uns zudem Möglichkeiten angeboten, die unseren Anforderungen entsprechen. Auch im Personalmanagement erfahren wir wertvolle Unterstützung, ohne die finalen Entscheidungen aus der Hand zu geben. Und schließlich erhalten wir durch das umfangreiche Netzwerk von Cinerius Zugang zu ausgezeichneten externen Dienstleistern wie Steuerberatern, Buchhaltern und Marketingspezialisten. Schon unsere bisherigen Marketingaktivitäten haben zu einer steigenden Wahrnehmung der Marke Ringelstein & Partner geführt. Ich bin froh, dass wir uns als mittelständischer Vermögensverwalter mit begrenzten internen Kapazitäten dank Cinerius auf unser Kerngeschäft, die Arbeit für unsere Kunden, konzentrieren können.

Mein persönliches Fazit

Anfangs war ich nicht sicher, ob alle meine Erwartungen erfüllt würden. Nach den ersten 100 Tagen als Geschäftsführer gemeinsam mit Frank Ringelstein weiß ich, dass Zweifel unbegründet waren. Obwohl oder gerade weil Ringelstein & Partner eine spezielle Unternehmenskultur hat, fühlen wir uns in der Gruppe bestens aufgehoben. Wir werden weiter wachsen, was einen Ausbau des Teams erfordern wird. Daher kommt aus meiner Sicht unserer Außenwahrnehmung als attraktive Arbeitgebermarke eine immense Bedeutung zu, wenn wir auf dem hart umkämpften Markt die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für uns gewinnen wollen.

Heute bin ich mehr denn je davon überzeugt, dass die seit Jahren bewährte Anlagestrategie und unsere künftige Unternehmensstrategie Früchte tragen werden. Auch unsere eigenen Investmentfonds entwickeln sich weiterhin vielversprechend. Die Arbeit unseres Portfoliomanagements, der gruppeninterne Austausch und neue Kooperationen haben daran einen maßgeblichen Anteil. Gleichzeitig bleiben wir im Ruhrgebiet und in NRW eng verwurzelt, wo das gehobenen Beratungsgeschäft eine immer größere Bedeutung erlangt. Wenn es uns gelingt, unsere Marktposition zu stärken – und davon gehe ich aus – sehe ich enorme Wachstumspotenziale. Entscheidend wird sein, auf wachsende Kundenanforderungen zielgerichtet und flexibel reagieren zu können und neuen Kundengruppen passende Angebote zu machen.

Das alles erfordert, neben exzellenter Arbeit, ein gutes und vertrauensvolles Miteinander. Der langjährige Erfolg des Unternehmens gibt uns Rückenwind. Den Kurs aber, der uns zum Ziel bringen soll, setzen wir. Wir wollen Ringelstein & Partner zu einem noch wertvolleren Partner innerhalb der Cinerius Gruppe machen und zum gemeinsamen Erfolg beitragen.


TOBIAS KROLL

Geschäftsführer

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