Bonsaibäume und Investments
Was Bonsaibäume und Investments verbindet
von Marc André Buczek
Wir beobachten häufiger Investoren, die große Verlustpositionen im Depot über lange Zeiträume irrationalerweise halten und auf der anderen Seite Gewinneraktien regelmäßig beschneiden. Doch warum ist das so?
Die Gründe hierfür können durchaus vielfältig sein. Einen möglichen Erklärungsansatz bietet die Prospect-Theorie. Sie ist ein wichtiges Konzept der Behavioral Finance, das uns helfen kann, das Verhalten von Anlegern besser zu verstehen.
Die Abnahme der Sensitivität auf Gewinne und Verluste beeinflussen unser Handeln, wenn wir über Investitionen nachdenken. Wir sind eher geneigt, Gewinne schneller abzuschöpfen, als es rational sinnvoll wäre, da wir ihnen nicht mehr so viel Bedeutung zuschreiben. Gleiches gilt für Verluste, die wir zwar zuerst schmerzhaft wahrnehmen, aber je weiter der Kurs fällt, desto weniger schmerzen sie uns. Wir sind dann jedoch nicht geneigt, zu verkaufen, da wir glauben, dass weitere Verluste nicht mehr so schlimm sind. Bei einer leichten Erholung hingegen wird ein überproportionaler Anstieg wahrgenommen, was uns eher dazu verleitet, investiert zu bleiben. Dieser Einfluss der abnehmenden Sensitivität auf Gewinne und Verluste beeinträchtigt maßgeblich unser Handeln und beeinflusst damit unter Umständen negativ unsere Investitionsentscheidungen.
Wie würde sich ein rationaler Anleger verhalten?
Rationale Anleger würden den wahrgenommenen Gewinn in exakt der Höhe des tatsächlichen Gewinns verzeichnen. Es würde sich folglich bei der Value-Function um eine Winkelhalbierende handeln (grüne gestrichelte Linie in der Grafik).
Wie sollte man idealerweise damit umgehen?
Sofern sich die Rahmenbedingungen des Investments nicht wesentlich geändert haben, gilt durchaus die alte Börsenweisheit – Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen. Eine durchdachte Börsenstrategie sollte den Einfluss der Psychologie kennen und diese bei Investitionsentscheidungen berücksichtigen. Denn insbesondere größere Kursrücksetzer benötigen zum Ausgleich überproportionale Kursanstiege, um diese wieder zu kompensieren. Fällt eine Aktie um 20%, so muss diese um 25% steigen, um wieder auf das Ausgangsniveau zurückzukehren. Das Verhältnis steigt zunehmend (vgl. Tabelle). So ist bei einem Kursrücksetzer von 50 % bereits eine Rallye von 100% notwendig, um zum Ausgangskurs zu gelangen
Auch deswegen betreiben wir bei der Ringelstein & Partner Vermögensbetreuung ein konsequentes Risikomanagement und disziplinieren uns gleichzeitig dazu, gut laufende Aktien nicht gleich wieder zu beschneiden. Unser Ziel ist es, unsere Investitionen zu einem großen und gesunden Wald zu entwickeln, anstatt einen Bonsaigarten zu züchten.